Durch die BBA finanziertes StartUp „Wallaby Boats GmbH“ baut das weltweit erste kommerzielle Schiff mit einer Federung
Kappeln, 29.07.2021
Meterhoch türmen sich die Wellen auf. Doch an Deck des „Wallaby-18“ kommt von den Stößen kaum etwas an. Der 18 Meter lange Katamaran federt die raue See weg wie ein Geländeauto die heftigsten Bodenwellen. Noch passiert das nur im Modell. Doch im Frühjahr soll die „Wallaby“ tatsächlich schwimmen.
Gedacht ist die Entwicklung zunächst, um Offshore-Servicekräften auch bei schwerer See einen sicheren Übergang zu Windkraftanlagen zu ermöglichen. Doch Potenzial sehen die Entwickler auf vielen Märkten. Sicherheit erhöhen und das Übelkeitsrisiko mindern könnte die Wallaby-Technik auch auf Lotsenbooten, schwimmenden Krankenfahrzeugen – und auf den Zubringerbooten für Kreuzfahrtpassagiere. Das Beste ist: Das weltweit erste kommerzielle Schiff mit einer Federung kommt aus Schleswig-Holstein. „Eine „sensationelle Entwicklung“, schwärmt Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP).
Entwickelt wurde die Neuheit vom Start-up Wallaby Boats GmbH aus Kappeln, Ausgründung von Offcon – einem Unternehmen wiederum, das seit 1989 ebenfalls von Kappeln aus als Ingenieurbüro und Reederei aktiv ist. Gebaut wird der Prototyp von der Hitzler-Werft aus Lauenburg. Das Prinzip ist ebenso einfach wie effektiv: Die Rümpfe des Katamarans sind mit dem Brückendeck nicht fest, sondern über vier Federbeinkonstruktionen verbunden – ganz nach dem Vorbild von Offroad-Autos. Antrieb und Stromerzeugung sind in den Rümpfen untergebracht, Hydraulikaggregat, Batterien und Druck-Akkumulatoren im Kriechdeck, dem sogenannten „Heuboden“.
Komplett Schluss mit dem Schaukeln ist damit zwar nicht, doch die Technik soll es dank Sensorsteuerung sowie hydraulischer Federung und Dämpfung schaffen, den Einfluss des Seegangs auf die Passagiere um mindestens 40 Prozent zu reduzieren. Damit kann die „Wallaby“ auch bei mehr als zwei Meter hohen Wellen noch so stabil bleiben, dass Service-Personal sicher vom Schiff auf eine Windkraftanlage umsteigen kann.
Der Name Wallaby – so heißen die kleineren Vertreter des Kängurus – ist eine Hommage an die australische DNA der Boote. Denn das Prinzip des gefederten Katamarans kommt vom Ingenieurbüro Nauti Crafts aus Dunsborough, Westaustralien. Vor sechs Jahren testete Offcon-Mitgründer Harald Hübner den 8,5 Meter großen Demonstrator eines gefederten Schiffes – war begeistert und sicherte Offcon die Rechte für Boote zwischen zwölf und 20 Metern Länge.
Doch der Weg zum Produktionsstart war steinig. Über Jahre versuchte Offcon, das Projekt mit Partnern aus der Offshore-Branche zu realisieren. Es gab großes Interesse, aber niemand wollte im Konzeptstadium einsteigen. Schließlich war es die WTSH (Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein), die es durch ihre Unterstützung ermöglichte, aus dem Konzept einen ersten Entwurf – ein sogenanntes Basic Design – zu machen.
Das überzeugte den Energiekonzern EnBW, der exakt nach solchen Lösungen für seine Windparks suchte, und für die erste Wallaby bereits einen Chartervertrag unterschrieb, obwohl das Boot noch gar nicht gebaut ist. Investitionsbank Schleswig-Holstein und Förde Sparkasse zeigten sich ebenfalls interessiert, machten jedoch die Beteiligung eines privaten Investors zur Voraussetzung für ein Engagement. Diesen fanden Höpner und sein Team in Achim Fölster, Mitglied des Vereins Baltic Business Angels, der junge Unternehmen mit Kapital und Managementerfahrung unterstützt.
Zunächst ist geplant, die „WB-18“ von Barhöft bei Stralsund für die EnBW-Windparks „Baltic-1“ und vom dänischen Klintholm für „Baltic-2“ zu betreiben. Nach erfolgreichen Schwerwetterversuchen in der Ostsee soll der Prototyp in der raueren Umgebung der Nordsee und des Ärmelkanals getestet werden.
Für Hübner ist schon jetzt klar, dass es beim Offshore-Einsatz nicht bleiben wird. Auch für die Kreuzfahrtbranche sei die Wallaby-Technik interessant: „Auf jeden Fall werden wir auch mit der Meyer-Werft über eine Kooperation sprechen.“
Die Erfindung bedeutet vermutlich nicht das Ende der Seekrankheit – aber der Einfluss des Seegangs auf die Passagiere wird um mindestens 40 Prozent reduziert.
Vorstandsmitglied und Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein
Claus Ruhe Madsen ist seit dem 29. Juni 2022 Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus. Er wurde am 27. August 1972 in Kopenhagen geboren, ist verheiratet und hat eine Tochter.
Norma Jensen
Commercial Officer
Norma ist nach ihrem dualen Studium als Vertriebsingenieurin für Diesellokomotiven bei der Krupp MaK gestartet. Die Faszination für die Themen Finanzen, Vertrieb und Personal hat sie über 30 Jahre als Unternehmerin mit einem traditionellen Familienunternehmen gelebt.
Als Mentorin unterstützt sie u.a. junge Gründerinnen bei We Startup S.-H.. Ihre Erfahrungen als leidenschaftliche Unternehmerin gibt sie als Sparringspartnerin weiter.
Für ihre Aufgabe als Commercial Officer hat sie sich Ziele gesetzt: Vielfalt fördern – Bekanntheitsgrad der BBA steigern – Vernetzung der Mitglieder untereinander stärken – Attraktivität für StartUps und Förderer erhöhen.
Claas Nieraad
2. Vorsitzender & Screening Officer, Next Logistics Accelerator GmbH
Claas begann seine Karriere in der Old Economy bei „AEG und Electrolux Group“, wo er seine Leidenschaft für aufstrebende Industrien entdeckte. Das ist es, was ihn bis heute antreibt. Nachdem er bei „American Heritage Management Corp.“ an der Wall Street war und in den 1990er Jahren an den ersten internetbasierten Börsengängen teilnahm, wurde seine Leidenschaft für Technik und disruptive Technologien immer stärker. Er ist Mitgründer von „New Commercial Room“, einem VC-Unternehmen mit Sitz in Hamburg, mit dem er ein Portfolio von High-Tech-Wachstumsunternehmen verwaltet, das von medizinischen Geräten über Medien bis hin zu SaaS, IT und Cybersecurity reicht. Als Angel Investor investierte er sowohl privat in Unternehmen als auch mit dem „btov Investor-Network“. Er betreut aktiv zahlreiche deutsche StartUps, Accelerator-Programme und ist Scout im Norden für den „High-Tech Gründerfonds“ (HTGF). Dadurch hat er Zugang zu erstklassigem internationalen Deal Flow und Investoren. Darüber hinaus hat Claas mehrere Aufsichtsratspositionen inne und ist Live-Musiker mit der „Soul Lounge Connection“.
Julian von Hassell
1. Vorsitzender
Julian beschäftigt sich als Serial Entrepreneur, Investor und Business Angel seit 2003 mit der deutschen StartUp- und Venture Capital-Szene. Dabei konzentriert er sich darauf, ausgewählten frühphasigen StartUps und ihren Gründerinnen und Gründern dabei zu helfen, Ambitionen in die Tat umzusetzen. Investiert wird meist in frühphasige B2B-Technologie-unternehmen mit erstem Track Record. Julian‘s Fokus liegt zurzeit auf Industrial IoT, Data Analytics, b2b-Plattform-Tools, e-Health und 3D. Er liebt SpinOffs, die aus Forschungsstiftungen und -organisationen oder technischen Hochschulen stammen, ist aber auch für andere Möglichkeiten offen. Mehr zu Julian findet man am besten auf seiner Webseite und hier im Interview.